đŸ¶ Niereninsuffizienz beim Hund – Unterschiede zwischen akut und chronisch & wie ErnĂ€hrung helfen kann

Die Nieren sind lebenswichtige Organe – sie filtern das Blut, regulieren den Wasserhaushalt, entsorgen Giftstoffe und beeinflussen den Blutdruck. Wenn die Nieren ihre Funktion nur noch eingeschrĂ€nkt oder gar nicht mehr erfĂŒllen können, spricht man von einer Niereninsuffizienz. Dabei unterscheidet man zwei Formen: ‱ Akute Niereninsuffizienz (ANI) – tritt plötzlich auf, oft lebensbedrohlich, aber manchmal reversibel ‱ Chronische Niereninsuffizienz (CNI) – entwickelt sich schleichend und ist dauerhaft, aber durch gute Pflege lange stabilisierbar In beiden FĂ€llen spielt die richtige ErnĂ€hrung eine zentrale Rolle fĂŒr das Wohlbefinden und die Lebenserwartung deines Hundes.

Akute Niereninsuffizienz (ANI) beim Hund

Ursachen

Die akute Form entsteht plötzlich – oft durch eine direkte SchĂ€digung der Nieren oder durch extreme Belastung:

‱ Vergiftungen (z. B. mit Ethylenglykol, Trauben, Lilien, Schmerzmitteln)

‱ Infektionen (z. B. Leptospirose)

‱ starke Dehydrierung (z. B. bei schwerem Durchfall, Erbrechen, Hitzschlag)

‱ Schock oder Kreislaufversagen

‱ Medikamente (z. B. einige Antibiotika oder EntzĂŒndungshemmer)

Symptome

‱ Plötzliche Appetitlosigkeit

‱ Erbrechen, Durchfall

‱ Apathie, SchwĂ€che

‱ Schmerzen im Bauchraum

‱ Verminderte oder vermehrte Urinausscheidung

‱ Starker Mundgeruch, evtl. mit Ammoniakgeruch

Behandlung

Akute Niereninsuffizienz ist ein medizinischer Notfall. Eine sofortige tierĂ€rztliche Behandlung ist entscheidend – oft mit Infusionstherapie, Medikamenten und engmaschiger Überwachung. Wenn frĂŒh erkannt und richtig behandelt, kann sich die Niere wieder erholen.

ErnÀhrung bei akuter Niereninsuffizienz

In der Akutphase steht die medizinische Stabilisierung im Vordergrund – die ErnĂ€hrung erfolgt meist zunĂ€chst ĂŒber Infusion oder Schonkost. Sobald dein Hund wieder selbststĂ€ndig frisst, sollte:

‱ hochverdauliches, leichtes Futter mit geringem Phosphatgehalt gegeben werden

‱ Nierenschonende DiĂ€ten können frĂŒhzeitig unterstĂŒtzend wirken, wenn sich eine bleibende EinschrĂ€nkung abzeichnet

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Chronische Niereninsuffizienz (CNI) beim Hund

Ursachen

Diese Form entwickelt sich schleichend ĂŒber Wochen, Monate oder Jahre. Meist ist die Ursache nicht mehr klar zu bestimmen. Mögliche Auslöser sind:

‱ genetische Veranlagung (v. a. bei Ă€lteren Hunden)

‱ chronische EntzĂŒndungen

‱ Folge nicht behandelter akuter Nierenprobleme

‱ degenerative Prozesse im Alter

‱ Tumoren, Bluthochdruck, Harnabfluss-Störungen

Symptome

Die Symptome treten oft erst auf, wenn bereits ĂŒber 65–70 % der Nierenfunktion verloren sind:

‱ vermehrter Durst und hĂ€ufiges Wasserlassen

‱ Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust

‱ stumpfes Fell, MĂŒdigkeit

‱ Übelkeit, Erbrechen

‱ Mundgeruch

‱ schlechte Wundheilung

‱ AnĂ€mie (blasses Zahnfleisch)

Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch Blut- und Urinuntersuchung. Werte wie Kreatinin, SDMA, Harnstoff, Protein im Urin oder der spezifische Uringewicht sind entscheidend. Es gibt vier Stadien (IRIS-Staging), nach denen die Schwere der CNI eingestuft wird.

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ErnÀhrung als zentrale Therapie bei chronischer Niereninsuffizienz

Die ErnĂ€hrung ist der wichtigste Baustein in der Therapie der CNI – sie kann:

‱ das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen

‱ Symptome lindern

‱ die LebensqualitĂ€t verbessern

‱ Komplikationen (z. B. Bluthochdruck, ÜbersĂ€uerung) vermeiden helfen

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Wichtige Ziele der NierendiÀt:

1.⁠ ⁠Reduzierter Phosphorgehalt

Ein zu hoher Phosphatspiegel beschleunigt die NierenschÀdigung. Daher ist ein phosphorarmes Futter entscheidend.

2.⁠ ⁠Moderater, hochwertiger Proteingehalt

Nicht proteinfrei – aber angepasst: Weniger, dafĂŒr besser verwertbares Eiweiß, um Harnstoffansammlungen zu vermeiden, ohne Muskelmasse zu verlieren.

3.⁠ ⁠Gute Energiedichte

Da viele Hunde mit CNI schlecht fressen, ist eine hohe Energiedichte wichtig – z. B. durch Fette (Omega-3-reich) oder leicht verdauliche Kohlenhydrate.

4.⁠ ⁠Omega-3-FettsÀuren

Sie wirken entzĂŒndungshemmend und können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen (z. B. durch Lachsöl oder Fischöl).

5.⁠ ⁠Natrium angepasst

Bei Bluthochdruck wird hĂ€ufig der Salzgehalt reduziert – individuell abzustimmen mit dem Tierarzt.

6.⁠ ⁠Ausgleich von Elektrolyten

Viele Hunde mit CNI leiden unter Kaliummangel – entsprechende ErgĂ€nzung kann nötig sein.

7.⁠ ⁠Appetitanregung

Lauwarmes Futter, kleine Portionen, fettarmer FrischkĂ€se oder BrĂŒhe helfen, den Appetit zu erhalten.

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Hausgemacht oder Fertigfutter?

Sowohl kommerzielles DiĂ€tfutter (Tierarzt, hochwertige Marken) als auch hausgemachte Rationen sind möglich – bei Letzterem aber bitte nur mit fachlicher Beratung durch einen Tierarzt oder ErnĂ€hrungsberater, damit der NĂ€hrstoffbedarf exakt angepasst wird.

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Was du sonst noch tun kannst:

‱ RegelmĂ€ĂŸige Blut- und Urinkontrollen (alle 3–6 Monate)

‱ GenĂŒgend FlĂŒssigkeit sicherstellen – z. B. durch Nassfutter, Wasserbrunnen oder BrĂŒhen

‱ Bewegung in Maßen – zu viel kann belasten, zu wenig mindert die Lebensfreude

‱ Stress vermeiden, Routine hilft betroffenen Hunden oft sehr

‱ ZusĂ€tze nur gezielt einsetzen – z. B. B-Vitamine, Antioxidantien, Phosphatbinder (nur nach RĂŒcksprache!)

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Fazit

Egal ob akut oder chronisch – eine frĂŒhzeitige Erkennung und gezielte ErnĂ€hrung können bei Niereninsuffizienz Leben retten oder deutlich verlĂ€ngern. WĂ€hrend die akute Form schnell und dramatisch verlĂ€uft, lĂ€sst sich die chronische gut managen – wenn du konsequent auf FĂŒtterung, Pflege und Kontrolle achtest.

Eine individuell angepasste NierendiĂ€t ist kein Luxus, sondern eine lebenswichtige Maßnahme, die deinem Hund mehr gesunde Zeit an deiner Seite schenken kann.